Ortsansichten auf historischen Postkarten (Sammlung Wallberg)
Wandern Sie mit uns zurück bis in eine Zeit
- in der die Herren steife Kragen und Gehrock und die Damen üppige Hüte und schwingende Röcke trugen,
- in der es in Kleinmachnow Biergärten mit 1500 Plätzen gab
- in der die neugebaute Schleuse zum Touristenmagneten wurde
- und in der Kleinmachnow zu einem überaus beliebten Postkartenmotiv wurde.
Der Kleinmachnower Karl-Heinz Wallberg sammelt diese Postkarte seit vielen Jahren. Mehr als 700 Motive allein aus Kleinmachnow konnte er bereits ergattern. Zum Jubiläum hat er uns diese Sammlung für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt. Aus bekannten Gründen können wir Sie Ihnen momentan leider nicht im Original im Rathaus zeigen, doch das holen wir nach - versprochen!
Ganz vorenthalten wollen wir sie Ihnen jetzt jedoch auch nicht, und so laden wir Sie ein, einige Impressionen virtuell auf sich wirken zu lassen.
Klicken Sie hier... und öffnen Sie damit einen Blick in vergangene Zeiten

Zur Geschichte der Postkarte
Die Postkarte als Massenmedium ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Einhergehend mit Industrialisierung, Technisierung und Beschleunigung des Alltags (Eisenbahn, Dampfschiff, Telegrafie) gab es einen steigenden Bedarf nach kurzer, bündiger Kommunikation, zuerst im Geschäfts-, dann auch im Privatleben. Offizielle, postamtliche Karten gibt es in Deutschland seit 1870.
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Das neue Kommunikationsmittel verbreitet sich danach sehr schnell, 1878 wurde es für den Weltpostverkehr zugelassen. Im Jahr 1900 sollen bereits rund 500 Millionen Karten in Deutschland verschickt worden sein. Schnell hatte sich aus der „Correspondenz“- die Ansichtskarte entwickelt, seit 1905 ist ihre Adressseite geteilt, rechts befindet sich die Anschrift, links die Mitteilung und auf der gesamten Rückseite die Abbildung. Die Blütezeit der Bildpostkarte waren die Jahre 1895 bis 1918. Die Fortschritte der Drucktechnik ermöglichten Produktionen in großer Zahl, sie wurde zum beliebten Massenmedium und Sammelobjekt. Maler, Zeichner und Fotografen lieferten Motive von nationalen und internationalen Sehenswürdigkeiten, Katastrophen und Kriegen, politischen Ereignissen und technischen Errungenschaften wie der Kleinmachnower Schleuse sowie zur Unternehmenswerbung - wie beispielsweise die Karten für das Gasthaus Türck zeigen.





Die „Gruß-aus“-Karten waren sehr beliebt, mit ihnen meldete man sich vom Urlaub oder Ausflug. Montierte Einzelmotive und dekorative Elemente wie Kleeblätter, Schmetterlingsflügel oder Blumenarrangements erweiterten die Gestaltungsmöglichkeiten.
Nach dem 1. Weltkrieg nimmt der gesellschaftliche Stellenwert, die Motivvielfalt und auch die Sammelleidenschaft in Deutschland ab. Schwarzweiße verdrängen die früher oft farbigen Postkarten.
Die Zeit der deutschen Teilung von 1945 bis 1990 war auch eine Zeit des Kartenschreibens. Ab den 1970er-Jahren werden rund 190 Millionen Briefe und Karten jährlich im innerdeutschen Postverkehr verschickt.

Seit den 1990er-Jahren geht die Produktion von Ansichtskarten in Deutschland zurück. Wurden 1998 noch 400 Millionen Karten im Jahr verschickt, waren es 2017 nur noch 195 Millionen. Für Urlaubsgrüße, Glückwünsche, zur Erheiterung oder Motivation ist sie trotz der verschiedenen digitalen Kommunikationskanäle wie Email, Messenger-Dienste und soziale Medien immer noch beliebt, und statistisch verschickt jede/r Deutsche zwei Postkarten pro Jahr, davon ein großer Teil Urlaubsgrüße. Parallel dazu entstehen neue Spielarten wie "Postcrossing" oder Postkarten-Apps, mit denen man eine individuelle Postkarte mit einem selbst gemachten Urlaubsfoto generieren und traditionell per Post verschicken lassen kann.
Die Sammelleidenschaft, die nach dem 1. Weltkrieg abgeebbt war, lebt in den 1970er-Jahren in retrospektiver Form wieder auf, man sammelt alte Postkarten und entdeckt sie neu als aufschlussreiche historische Bildquelle.
Karl-Heinz Wallberg ist diese schöne Zusammenschau alter und neuerer Ansichten zu verdanken. Er ist „Philokartist“ und Heimatsammler, auch in seiner lokalgeschichtlichen Sammlung finden wir die jeweils zeittypischen Merkmale. Sein Schwerpunkt liegt auf den historischen Postkarten aus dem frühen 20. Jahrhundert, die meisten Karten zeigen die markantesten Kleinmachnower Stätten ihrer Zeit: Alte und Neue Hakeburg, Bäkemühle, Alte Kirche, das Gasthaus Türck/Grothe (eindrucksvolle Beispiele für „Unternehmenskommunikation“), Schleuse, Machnower See und Bürgerhaus-Siedlung. Die Auswahl der Motive zeigt, wie sich der Ort darstellen wollte, und auch, wie er sich verändert und erweitert hat.
Quellen:
Medieninformation zur Ausstellung „Mehr als Worte. 150 Jahren Postkartengrüße. Jubiläumsausstellung im Museum für Kommunikation Berlin“ (Aug. 2019 – Feb. 2020). Unter: https://www.mfk-berlin.de/wp-content/uploads/MEHR-ALS-WORTE_Presseinfo.pdf [abgerufen am 29.5.20].
„Ansichtskarte“ unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Ansichtskarte [abgerufen am 29.5.20].
„Postkarte“ unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Postkarte [abgerufen am 29.5.20].
„Philokartie“ unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Philokartie [abgerufen am 29.5.20].
Danksagung + Impressum
Die Gemeinde Kleinmachnow bedankt sich sehr herzlich bei Karl-Heinz Wallberg, dessen Sammlung historischer Postkarten diese Präsentation erst ermöglichte. Gerd J. Nettersheim (GN) sind wir sehr dankbar für seine Texte zum Gutshof Kleinmachnow, dem alten Dorf und zur neuen Hakeburg. Und auch Jürgen Stich (JS) gilt unser Dank für seine Ausführungen zur Kleinmachnower Schleuse.
Idee, Auswahl, Texte, Redaktion, technische Umsetzung:
Gemeinde Kleinmachnow, Pressestelle & SG Kultur
Adolf-Grimme-Ring 10, 14532 Kleinmachnow