Mit wechselnden Ausstellungen verschiedenster Art wird das Foyer des Rathauses regelmäßig belebt. Zu sehen sind dabei Präsentationen unterschiedlichster Prägung. Von den Ergebnissen des Kunstunterrichts der Schulen über die Bilder von Hobbykünstlern bis zu den Werken renommierter Maler, Bildhauer, Fotografen oder Karikaturisten ist alles dabei.
Zu den Ausstellungseröffnungen, die im Internet und in der Tagespresse angekündigt werden, sind alle Kleinmachnower und Gäste stets herzlich eingeladen.
Herbert Lange - Reminiszenzen zum 100.

Reminiszenzen zum 100.
Herbert Lange, Kleinmachnow - Maler, Grafiker, Restaurator, Ortschronist
Es war nach seinem 50. Geburtstag, als Herbert Lange sich untrennbar mit Kleinmachnow verband - hergezogen aus dem Erzgebirge, wo er in Schneeberg die Fachschule für angewandte Kunst gegründet und geleitet hatte.
„Wenn ich noch mal etwas Neues beginnen will, dann jetzt. Später bin ich zu alt dafür.“ Er hatte eingewilligt, an der Potsdamer Fachschule für Werbung und Gestaltung sein Wissen und Können einzubringen. Maler und Grafiker mit Diplom war er, seine Bilder - Aquarelle, Ölbilder, Federzeichnungen, auch Radierungen, Linol- und Holzschnitte - künden von dem meisterlichen Können und schöpferischen Gestalten. Sein Motto blieb immer, was Prof. Erwin Hahn, sein Lehrer an der Burg Giebichenstein in Halle, vermittelte: „Kunst ohne Wissen ist nichts!“ So war Herbert Lange auch passionierter Kunsthistoriker und Restaurator. Er studierte die Techniken alter Meister, probierte vielaus und hatte seinen Spaß daran, mit auch gelernten Schlosserkenntnissen so manches selbst zu bauen, zu kreieren. Aber nicht nur baugebundene Kunstwerke schuf er, sondern vor allem für seine Enkel auch so manchen Unsinn.
Er war auch gern unterwegs in Kleinmachnow, um den Ort und so die Ansiedlung in ihrer ganzen Mehrdeutigkeit kennen zu lernen. Auf seinen Spaziergängen entdeckte er Geschichten, stöberte Überliefertes auf, skizzierte und malte Gesehenes und Gehörtes und schrieb in seinem unverwechselbaren Schmunzel-Stil Episoden, Sagen, Legenden, auch „Schnurren“ auf - erzählte so auch von „Hintertreppen“, „schauerlichen Hake-Taten“ und „Weissagungen“. Sein Entdecktes fügte er zu Annalen zusammen. Was er überlieferte, sind in sich geschlossene Geschichten, in denen er seine kulturhistorischen und achitekturbezogenen Begegnungen festhielt - für neue Anregungen für eigene Erkundungen und Entdeckungen. Sein lebendiges Werk an vielfältig wiedergegebenen Eindrücken, sein besonderes Ausdrücken seiner Wahrnehmungen vermitteln noch heute Einblick in sein umfangreiches Schaffen - als skizziertes, gemaltes, gezeichnetes, modelliertes und auch geschriebenes Ergebnis von Erlebtem - eine Seh- und Lese-Welt voller Nuancen, voller Licht, voller Schattierungen - prall gefüllt auch mit nie versiegender Lust, andere Menschen teilhaben zu lassen an seiner Art zu entdecken, zu denken, zu konturieren und zu formulieren und miteinander zu debattieren.
In Kleinmachnow kannten ihn viele, engagierte er sich doch auch im damaligen Joliot-Curie-Club, später im Kultur- und Kunstverein sowie auch im Heimatverein. Kleinmachnow wurde ihm Heimatort. Wer ihn erlebte, hörte seine Selbst-Vorstellung: „Lange, Kleinmachnow“ - so, seinen Namen mit der unverwechselbaren Ortszugehörigkeit verknüpfend, hatte er sich in seinen vorherigen Wohn- und Schaffensorten nie am Telefon oder bei ersten Begegnungen präsentiert.
Heute hängen Probiertes und Studiertes, Reflektiertes und Fantasiertes des Künstlers in Museen, in Kunstgalerien, in Betrieben, in Wohnzimmern, und noch immer auch im ihm 30 Jahre lang gewesenen Zuhause, liest sich zudem in Büchern und kann jetzt, im Herbst 2020, auch im Rathaus seines Heimatortes Kleinmachnow bestaunt, bewertet und auch erworben werden. - Seine Werke nicht im Archiv verstauben zu lassen, sondern noch immer sichtbar zu machen, macht unendlich Spaß. Denn sie laden noch immer, aber auch neu, ein, sowohl in die Weite und Vielfalt als auch in die Nähe und Schlichtheit der eigenen Umgebung einzutauchen - gleich, ob beim Sehen seiner Bilder, oder beim Lesen seiner Kleinmachnower Heimatgeschichten. (Text, leicht gekürzt: Andrea Richau).


Herbert Lange
10.9.1920, Liebenfelde (Altmark) - 19.5.2001, Kleinmachnow
Maler und Grafiker, (Fotograf, Bühnenbildner, Schriftssteller, 2 Jahre Chefrestaurator Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam Sanssouci)
1920 – 1938 Aufgewachsen in Prenzlau und Perleberg
Lehre als Schlosser, Ausbildung zum Dekorationsmaler, Arbeitsdienst
1938 – 1946 Wehrpflicht; Einsatz als Feuerwerker in Italien, Kriegsgefangenschaft, In und nach dem Krieg Gelderwerb mit Nachbildungen Alter Meister, 1. Heirat – Ruth Geisdorf
1946 – 1957 Studium an der Burg Giebichenstein Halle bei Prof. Hahs
Diplom als Maler und Grafiker, Wissenschaftlich-künstlerische Assistenz, Mitbegründer des Künstlerclubs „Die Fähre“,
„Atelier vor Ort“ – Malerei und Grafik direkt in Betrieben, u.a. bei den Mansfeld-Kumpeln
Reglementierungen in der kunstpolitischen Formalismusdebatte
Geburt der Söhne Reinhardt (1948) und Matthias (1950), Scheidung
Herbsttag am Stölpchensee, Aquarell, 1993
2. Heirat – Jutta Eichhorn, „Vater im Wortsinn“ für deren Kinder Frank und Andrea
1957 – 1971 Übersiedlung mit der Familie nach Schneeberg/Erzgebirge
Gründungs- und langjähriger Direktor der Fachschule für angewandte Kunst Schneeberg – hier Verbindung von künstlerischer Arbeit mit industriell gefertigten Produkten, Mitinitiator des bildnerischen Volksschaffens und zahlreiche Zirkelleitertätigkeit,
Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR – Arbeiten in allen Genren der bildenden Kunst, Ausstellungen auf Republiks-, Bezirks- und Kreisebene, Begeisterter Bootsurlauber und so ergiebige Entdeckung der Elbe-Havel-Müritz-Fluss-Seen-Landschaften
1971 – 1985 Übersiedlung mit Frau nach Kleinmachnow (Sohn und Tochter studieren in Berlin)
Dozent an der Fachschule für Werbung und Gestaltung, Potsdam, im Rahmen der „sozialistischen Hilfe“ Ruf nach Schloss Sanssouci als Chefrestaurator, noch immer Zirkelleiter im bildnerischen Volksschaffen, Rückkehr an die Fachschule für Werbung und Gestaltung, Potsdam, In seiner Freizeit Bootsbauer, malerische Hinwendung zur märkischen und mecklenburgischen Landschaft
1985 – 2001 Maler und Grafiker, Schriftsteller, Heimatforscher und Ortschronist, Naturkundler, Restaurator
„Aufgewachsen zwischen Kiefern und Wasser wurde schon seit meiner Jugend diese Neigung geprägt. Studienreisen in andere Länder konnten trotz ihrer malerischen Reize meine Rückkehr zum Thema märkische Landschaft nicht verhindern. Die einsamen Schilfbuchten, die vielfältigen farbigen Stimmungen im Lichte der Jahreszeiten und die Strukturen der Bäume und Sträucher begeistern mich immer wieder“.
Lange, Herbert. Berlinische Reminiszenzen. Spaziergänge in Kleinmachnow. Berlin, 1995.
Lange, Herbert. Kleinmachnower Erzählgeschichten. „Der Geist in der Milchkammer“. „Der Kobold in der Wassermühle“. „Der goldene Ring auf dem Krähenberg“. „Der Spuk in der Hakenheide“. „Der feige Mord am Bannwald“. In: Zwischen Havelland und Fläming. Heimatkalender für den Landkreis Potsdam-Mittelmark. Belzig, 1996.
Dauer der Ausstellung innerhalb der jeweils aktuellen Öffnungszeiten des Rathauses: 10.10.2020 - 26.2.2021
