...auf dem Boschgelände

Zwangsarbeit für eine Rüstungsfabrik in Kleinmachnow
Der Zweite Weltkrieg wurde auch in Kleinmachnow vorbereitet. Bereits im Sommer 1934, eineinhalb Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, beschlossen die Robert Bosch AG und das Reichsluftfahrtministerium, am Rande des Ortes eine moderne Rüstungsfabrik zu bauen. Hier entstehe „ein Unternehmen von größter Bedeutung für die Luftfahrt“, hieß es bereits in der Planungsphase.
Das Werk wurde unter größter Geheimhaltung konzipiert und gebaut. Fast alle dazu noch vorhandenen Dokumente und Pläne tragen den Stempel „Streng geheim“. Die Produktionshallen lagen im Wald versteckt, um den kriegswichtigen Betrieb vor etwaigen Feindangriffen zu schützen. Denn die Flugmotorenteile von Bosch, die seit 1935 auch in Kleinmachnow produziert wurden, waren für die Aufrüstung der Nationalsozialisten unerlässlich. Mit den Entstörgeräten, Lichtmaschinen, Anlassern und vor allem Einspritzpumpen des Konzerns war nahezu jedes Flugzeug der deutschen Luftwaffe ausgerüstet.
Die Dreilinden Maschinenbau GmbH (DLMG), so hieß die Bosch-Tochtergesellschaft seit 1936, expandierte schnell. Weitere Werks- und Lagerhallen entstanden. Bald wurden die Arbeitskräfte knapp. Für deutsche „Gefolgschaftsmitglieder“ wurde die Bosch-Siedlung (heute August-Bebel-Siedlung) in Kleinmachnow gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges errichtete die DLMG ein riesiges Barackenlager für die etwa 2 000 Kriegsgefangenen und zivilen Zwangsarbeiter, die hier arbeiten mussten, im Sommer 1944 außerdem ein KZ-Außenlager, in dem etwa 800 polnische Frauen gefangen gehalten wurden.
Im April 1945 wurde die DLMG von der Roten Armee besetzt, bald begannen die Demontagearbeiten. Das Unternehmen wurde enteignet, die Werkshallen wurden auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht gesprengt. Trotzdem ging das Leben auf dem Boschgelände nach dem Krieg weiter. In den zum Teil bis heute erhaltenen Gebäuden siedelten sich unterschiedlichste Firmen an.
Eine öffentliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der DLMG und ihres Zwangsarbeitereinsatzes blieb lange aus. 1996 entdeckte der Heimatforscher Rudolf Mach auf dem Boschgelände vermoderte Akten, die auf den NS-Rüstungsbetrieb und das KZ-Außenlager verwiesen. Seine Arbeiten zur Geschichte der DLMG, die Forschungen der Berliner Geschichtswerkstatt sowie das Engagement des Heimatvereins Kleinmachnow und einiger Bewohner des Ortes führten zu einer intensiven Erinnerungsarbeit. 2006 weihte die Gemeinde einen „Ort des Erinnerns“ ein, im Rathaus wurde die Ausstellung …“auf dem Boschgelände“ gezeigt. Sie ist Grundlage für diese Webseite. Weitere Informationen, Literatur und Quellen sind in der Bibliothek und im Archiv der Gemeinde Kleinmachnow sowie beim Heimatverein zu finden.

Zum Weiterlesen:

⇰ Geschichte der Dreilinden Maschinenbau GmbH
⇰ Zwangsarbeit für die DLMG
⇰ Das KZ-Außenlager
⇰ Das Boschgelände nach dem Krieg
⇰ Kleinmachnow erinnert sich
⇰ Weitere Informationen und Kontakte