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Friedhofsbrücke schwebt dahin
Nicht ohne Wehmut begleiten viele Kleinmachnower geduldig die Demontage der mehr als 100 Jahre alten Friedhofsbrücke, die dieser Tage vonstattengeht. In den Abendstunden am Dienstag wurde sie von einem schweren Kran aus ihren Verankerungen gehoben und auf einem Transportschiff abgelegt. Mehrere Stunden dauerte der Vorgang, denn es war Millimeterarbeit, die hier gefordert wurde.
Am Montag hatte das von der Deutschen Bahn AG beauftragte Bauunternehmen begonnen, den Abbau der Eisenbahnüberführung der ehemaligen „Friedhofsbahn“ über den Teltowkanal vorzubereiten. Um die dafür erforderliche Sperrung des Teltowkanals so kurz wie möglich zu halten, wurde und wird auch in der Nacht gearbeitet. Die Arbeiten erfolgten vom Wasser aus, wobei ein schwimmender Spezialkran zum Einsatz kam, der am Dienstag das tonnenschwere Stahlskelett der Friedhofsbahnbrücke an den Haken nahm.
Der Kälte trotzend harrten jedoch die nicht wenigen Zuschauer in Dreilinden an beiden Ufern des Teltowkanals geduldig bis in die Dunkelheit, um das „Spektakel“ mitzuerleben und fotografisch zu dokumentieren. Der Stahlkoloss wurde dabei in einem Stück zunächst Zentimeter für Zentimeter von seinen Widerlagern gehoben. Als Zuschauer beobachtete dies auch Jörg Dorowski: „Die Brücke wurde mit Seilen, die rechts und links an der Brücke befestigt waren, gedreht. Dann hat ein Schleppschiff die Kranplattform mit der Brücke am Haken langsam in Richtung Campingplatz gezogen. Dabei wurde mal nach rechts, mal nach links gedreht und ausgewichen, um nicht an höheren Bäumen oder der Laterne vom Campingplatz hängen zu bleiben. Das alles im Schneckentempo.“
Erst am Abend lag die Brücke schließlich sicher auf einem Leichter. Dort wurde sie bereits in der Nacht in der Mitte geteilt. Bis Donnerstagfrüh der Abtransport auf dem Wasserweg erfolgt, wird die Stahlkonstruktion noch weiter zerlegt.
Die 1913 eröffnete und nur gut 4,2 Kilometer lange Bahnstrecke von Berlin-Wannsee nach Stahnsdorf-West war bis zum Mauerbau in Betrieb. „Friedhofsbahn“ wurde sie genannt, da mit ihr viele Berliner Verstorbene zu letzten Ruhestätte auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof transportiert wurden, und natürlich auch die Angehörigen die Strecke für Friedhofsbesuche nutzten.
Die Brückenlager an den beiden Ufern bleiben erhalten, denn die Gemeinden Kleinmachnow und Stahnsdorf haben die Bahntrasse gekauft, um sie frei zu halten für eine mögliche Wiederinbetriebnahme der Bahnverbindung nach Stahnsdorf eines Tages. Darauf, auch die Brücke selbst zu erhalten, verzichteten beide Kommunen aufgrund des maroden Zustands und der immensen Kosten einer Instandhaltung. Sollte hier jemals wieder eine Bahn fahren, wäre ohnehin ein Brückenneubau erforderlich.
erstellt am 28.11.2018