Verlegung von Stolpersteinen in Kleinmachnow: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Am 24. September 2024 fand in Kleinmachnow die feierliche Verlegung von sechs weiteren Stolpersteinen statt. Die in den Boden eingelassenen Gedenktafeln erinnern an das Schicksal jüdischer Einwohner der Gemeinde, die während des Nationalsozialismus verfolgt und entrechtet wurden. Der Initiator der Stolperstein-Aktion, der Künstler Gunter Demnig, führte die Verlegung persönlich durch.
Trotz des regnerischen Wetters fanden sich wie in den Vorjahren zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ein, um der Opfer zu gedenken. Es herrschte eine andächtige Stimmung, während Gunter Demnig konzentriert die Steine in den Gehweg einließ. Mit dieser Verlegung erhöht sich die Zahl der Stolpersteine in Kleinmachnow auf 33.
Die Schicksale der Verfolgten
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Artur Schimmelmann (Käthe-Kollwitz-Straße 3):
Artur Schimmelmann, Kaufmann und ehemaliger Angestellter eines Warenhauses, wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1933 entlassen. Mit seiner nicht-jüdischen Frau lebte er ab 1933 in Kleinmachnow. DDie sogenannte „Mischehe“ bewahrte ihn vor der Deportation, doch das Ehepaar verlor Haus und Eigentum, war Anfeindungen ausgesetzt und wurde gezwungen, ein Zimmer im Judensammelhaus zu beziehen. Schimmelmann überlebte die NS-Zeit –seine Geschwister und Familienangehörigen wurden hingegen in Auschwitz ermordet.
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Erna Regina Kranz (Auf der Drift 12):
Erna Kranz, Ehefrau des Altphilologen Walther Kranz, war selber begeisterte Altsprachlerin, akademisch gebildet und in den 20er Jahren als Sozialfürsorgerin tätig gewesen. Während ihr Mann als „Systemgröße“ der Weimarer Republik entrechtet wurde, wurde sie selbst aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. Auch sie war dank der „Mischehe“ zunächst vor der Deportation geschützt. Dem Engagement der neu gegründeten Universität Istanbul war es zu verdanken, dass das Paar noch Ende 1943 dorthin emigrieren konnte, wo Walther Kranz bis 1950 lehrte.
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Eduard Frank (Auf der Drift 11):
Eduard Frank, geboren 1877 in Lilienthal, war zunächst Handelsgehilfe und Dekorateur, später Kaufmann in leitender Stellung für ein Textil-Kaufhaus in Stendal. 1938 wurde das Geschäft „arisiert“, und Frank verlor seine Stelle wegen seiner jüdischen Herkunft. Während der Novemberpogrome wurde er verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert. Nach seiner Freilassung 1939 verlor er auch Wohnhaus und Vermögen, weshalb die fünfköpfige Familie nach Berlin verzog. Dort trennte sich Frank zum Schutz der Angehörigen von ihnen, verbarg seine Identität und konnte dank seiner Qualifikation als Maler bis Anfang 1945 in Berlin weiterarbeiten und überleben. Eine letzte Flucht nach Eberholzen, wo er die letzten Monate bis Kriegsende versteckt lebte, führte ihn wieder mit seiner Familie zusammen. Eine angemessene Entschädigung wurde ihm nie zuteil.
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Familie Seidel (Im Dickicht 21):
Dr. Friedrich Seidel, Verwaltungsjurist im Höheren Dienst, seine Ehefrau Edith sowie ihr Sohn Wolfgang waren gläubige Katholiken und Mitglieder der Gemeinde in Kleinmachnow. Ihre Heimat, ihr Haus, wollten sie nicht verlassen. Entrechtung und Verfolgung aufgrund ihrer jüdischen Herkunft machten eine Flucht jedoch erforderlich. Nach einem verzögerten Visumserhalt konnte die Familie doch noch Anfang 1940 nach Brasilien emigrieren. Bar jeglichen Eigentums und Vermögens baute sie sich dort unter schwersten Bedingungen eine neue Existenz auf. Friedrich Seidel wurde später Professor an der Päpstlich-Katholischen Universität in Campinas. Die Familie kehrte nie nach Deutschland zurück.
Die Stolpersteingruppe Kleinmachnow und ihre ehrenamtlichen Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken an diese Menschen lebendig zu halten. Dank ihrer akribischen Recherche erinnern nun insgesamt 33 Stolpersteine in Kleinmachnow an das Leid und die Schicksale jüdischer Bürger, die verfolgt, deportiert oder zur Emigration gezwungen wurden.
Die Stolpersteine, kleine Messingplatten mit den Namen der Opfer, sind Teil einer europaweiten Erinnerungskultur, die seit 1996 besteht. In Deutschland und 32 weiteren Ländern erinnern mittlerweile über 112.000 solcher Steine an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch in Kleinmachnow sind sie nicht nur ein Mahnmal gegen das Vergessen, sondern auch ein Aufruf, sich der historischen Verantwortung bewusst zu bleiben und wachsam gegenüber jeder Form von Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit zu sein.