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Heinrich Funke – Leben und Wirken

Das damalige alte Haus mit Strohdach und dem großen Rauchfang in der Küche bot allerdings wenig Bequemlichkeit, zumal sein Vorgänger, Förster Weber und seine Frau, noch dort wohnten.

Trotzdem lebte sich Förster Funke in Klein-Machnow schnell ein und gewann bald das Vertrauen der übrigen Dorfbewohner. Im Gegensatz zu ihm hatte seine junge Frau (* 26.10.1872) zunächst Heimweh, welches noch dadurch verstärkt wurde, dass ihr Mann für acht Monate nach Bischofsroda musste, um dort seine Försterprüfung abzulegen. Wieder zurückgekehrt, wurde er von den Machnower Gutsherren auf Lebenszeit angestellt und hatte neben seiner Tätigkeit als Förster die Gutsvorstehergeschäfte und die Steuererhebungen durchzuführen.

Es folgten nun viele Jahre verantwortungsvoller Arbeit, aber auch des Glückes und der Freude, denn in dem 1902/03 erneuerten Forsthaus, das mit seinem großen Garten so herrlich am Machnower See gelegen ist, ließ es sich gut leben.

Drei Kinder wurden in die Familie hineingeboren:

Walter * 03.03.1896, verstorben am 20.05.1918 in einem Berliner Lazarett nach einer Kriegsverletzung in Frankreich
Grab auf dem alten Friedhof in Kleinmachnow.

Doris * 19.11.1899 in Kleinmachnow, verstorben am 24.02.1978. Ehemann: Alfred Waßmund.
Grab auf dem alten Friedhof in Kleinmachnow.

Erich * 01.02.1901 Diplom-Volkswirt, verstorben am 21.11.1939 nach Sturz aus einem anfahrenden Bus.
Grab auf dem alten Friedhof in Stahnsdorf.

Unermüdlich sorgte Förster Funke für alle Kleinmachnower. Für jeden war er zu sprechen und keine an ihn herangetragene Bitte schlug er ab. Erhebliche zusätzliche Arbeit und Verantwortung gab es für ihn seit 1915, als die Lebensmittelkarten eingeführt wurden, und die Verteilung der zugeteilten Lebensmittel an die Einwohner seine Aufgabe war, da es im Ort kein Lebensmittelgeschäft gab. Nur die Broteinkäufe konnten mit den Brotkarten in Stahnsdorf oder Zehlendorf getätigt werden. Lebensmittel-Ausgabestelle war zunächst der Bodenraum des Forsthauses. Da der hier zur Verfügung stehende Platz nicht ausreichte, erfolgte später die Verteilung der Lebensmittel in der Gutsscheune unter Förster Funkes Aufsicht durch die von ihm angenommenen Helfer.

Viele Hilfe suchende Einwohner benutzten hier die Gelegenheit, dem Förster ihre Sorgen vorzutragen, wobei es sich in erster Linie wegen der knappen Kohlenzuteilung um Abgabe von Brennholz handelte. Er tat hierbei stets alles, was in seiner Macht stand, um die Kleinmachnower zufrieden zu stellen.

Das Gemeindebüro wurde zuerst in einem Zimmer im Forsthaus (unten links, rund zehn Quadratmeter) untergebracht. Da die Gemeinde zunächst ohne Geldmittel war, stand dem Gemeindesekretär und Standesbeamten Alfred Wundahl (* 8.4.1888, † 10.1.1979; im Dienst der Gemeinde von 1920 bis 1960) nur eine geliehene Schreibmaschine zur Verfügung. Wenn sie nicht gebraucht wurde, stand sie wegen Platzmangels auf dem Fensterbrett. Die Gemeindeverwaltung musste fast aus dem Nichts aufgebaut werden, und die fortschreitende Inflation bis Ende 1923 behinderte jede Aufbauarbeit und verschlang so nebenbei die schon gesammelten bescheidenen Geldbeträge.

Im März 1930 erfolgte, da inzwischen drei Büroangestellte tätig waren, die Verlegung des Gemeindebüros in das bisherige Wohnhaus Eckener Allee 200 im Dorf, wo zwei größere Büroräume in der rechten Haushälfte angemietet wurden. (Heute Zehlendorfer Damm 200, spätere Wohnung des Gärtnermeisters Josef Schöwel und jetzt als Kulturhaus genutzt)

Als besondere Stützen in den Anfangsjahren für Förster Funke sind zu nennen die Mitbürger Felix Krause, Hubert Busch und Dr. Lattermann, der als Verhandlungsführer wertvolle Arbeit leistete.

Heinrich Funke und seinen treuen und unermüdlichen Gemeinde-Vorstandsmitgliedern Felix Krause, Hans Schindler und Georg Herholz, seinem Stellvertreter, ist der mit der regen Siedlungstätigkeit verbundene Aufschwung des Ortes zu danken. Während Funkes Amtszeit fand die Erschließung des Geländes der Eigenherd-Siedlung, des Architekten Winkler, des Kaufmanns Andresen, der Gerardschen Erben und der Villen-Parzellen-Gesellschaft statt.

Sehr schwierig gestalteten sich die Verhandlungen mit den Siedlungsgesellschaften, die zuerst an ihre eigenen Interessen dachten, so dass ihnen in zähen, oft recht stürmischen Verhandlungen jedes Stück Gelände für Straßen, Freiflächen, Dauerwald oder die Ansiedlungsgebühren für Gemeinde- und Schulzwecke abgerungen werden mussten. Heinrich Funke, der gütige, ruhige stets freundliche Mann, verstand es immer wieder, die Gegensätze auszugleichen, und seiner ihm zur Seite stehenden Mitarbeiter das zu erreichen, was die Gemeinde unbedingt benötigte. Der wesentlichste Schriftverkehr der damaligen Zeit ist erhalten geblieben.

Unter Förster Funkes Leitung als Gemeindevorsteher erfolgte der Ausbau vieler Siedlungsstraßen und auch die Benennung derselben mit naturbezogenen Namen, was seinen Initiativen zu danken ist. Gedacht sei hier besonders an den Ausbau der früheren Zehlendorf-Klein-Machnower-Chaussee (jetzt Zehlendorfer Damm), die bis 1926 nur eine fünf Meter breite Chaussierung (Kleinpflaster), einen Sommerweg und Chausseegräben aufwies und an den sandigen Spandauer Weg (jetzt Karl-Marx-Straße).

Infolge schwerer Krankheit war Förster Funke gezwungen, zum Jahresende 1931 seinen baldigen Rücktritt anzukündigen. Seine letzte nachweisbare Gemeindevertretersitzung leitete er am 22. Oktober 1931 und sein Vertreter und Schöffe Georg Herholz übernahm die Amtsgeschäfte, mit der folgenden Gemeindevertretersitzung am 9. Dezember 1931.

Auf Vorschlag seines Amtsnachfolgers, Ing. Georg Herholz, beschlossen die Vertreter am 17. Juni 1932 und der nachfolgend bemühte Hauptausschuss, "den früheren, langjährigen Gemeindevorsteher Herrn Förster Heinrich Funke in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Entwicklung der Gemeinde Klein-Machnow zum Ehrenbürger zu ernennen".

Er war damit der erste und blieb bis heute der einzige Ehrenbürger der Gemeinde Kleinmachnow.

Am 08. Juli 1932 wurde dem Geehrten eine einmalig schöne Urkunde überreicht. Die drei Bauwerke im Oberteil der Urkunde zeigen seine ehemaligen Wirkungsstätten. Ferner wurde die damals projektierte Hauptverkehrsstraße (Ost-West-Achse und vermutlich zunächst als "Leipziger Straße" vorgesehen), in "Förster-Funke-Allee" umbenannt.

Wie schon vor 1920 versah Förster Funke wieder seinen Dienst als Förster - soweit es sein Gesundheitszustand zuließ - auf dem rund 750 Hektar großen Waldgelände. An einem kalten, nebligen Tage Anfang März 1936 zog sich Förster Funke bei einem Dienstgang eine schwere Lungenentzündung zu, und durch ein Herzversagen ereilte ihn der Tod am 9.März 1936. Er wurde 69 Jahre alt.

Sein sehnlichster Wunsch, einst vom Forsthaus aus zum Dorffriedhof getragen zu werden, ging in Erfüllung; war ihm doch sein Haus, in dem er so viele glückliche Jahre verlebte, zur zweiten Heimat geworden. Die Beisetzung auf dem alten Friedhof an der Dorfkirche, fand unter großer Beteiligung der Einwohner Kleinmachnows, Stahnsdorfs und Teltows, sowie den zahlreich vertretenen Berufskollegen statt, - die auch mit einem "Jagd aus" Abschied nahmen. Redner waren Pfarrer Koller, Bürgermeister Erich Engelbrecht und Alfred Waßmund.

Förster Funke und der Wilddieb

Eine Anekdote - erzählt von Doris Waßmund

einrich Funke war ein kluger, gutherziger Mann. Eines Tages hatte er eine sehr unangenehme Aufgabe zu erledigen: er musste in Begleitung eines Polizisten zu einem alten, ärmlich lebenden Ehepaar gehen, dem nachgesagt wurde, dass es gelegentlich gutseigenes Rehwild im Bratofen habe. Und richtig, auf dem Küchentisch lag herrlich duftend eine zarte, nicht sehr große Rehkeule.

Förster Funke, der den meinungsvollen Blick des Polizisten wohl bemerkt hatte, wollte retten, was zu retten war und sagte so harmlos wie möglich:

"Na, lassen Sie sich mal die Ziege gut schmecken!" "Ziege?" fuhr die Frau auf, "Wat'n Reh und wat'ne Ziege is, det sollten Sie, Herr Förster, doch wohl wissen!"

Heimatverein Kleinmachnow e.V.
19.02.2006, Günter Käbelmann († 2020)

(Quellen: Chronik von Alfred und Horst Waßmund, Dieter Mehlhardt: Kulturspiegel 04/1960)

21.12.2021