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Pfarrer Reinald Elliger (*09.12.1931 †25.03.2018)

Der 25. Jahrestag des Mauerfalls war für die Gemeinde erneut Anlass, einen verdienten Kleinmachnower mit einem Eintrag in ihr Goldenes Buch zu ehren. Wahrhaft verdient hat sich diesen 11. Eintrag Reinald Elliger, der als Pfarrer der evangelischen Auferstehungskirche einen wesentlichen Beitrag dazu leistete, auch hier politische Veränderungen herbeizuführen.


Vor zahlreichen Gästen der öffentlichen Festveranstaltung der Gemeinde Kleinmachnow setzte der 82-Jährige seinen Namen unter die erneut von der Kleinmachnower Künstlerin Lydia Hurtienne liebevoll gestaltete Seite im Goldenen Buch der Gemeinde.

Zum Erntedankfest im Oktober 1989 öffnete Pfarrer Elliger die Kirche, um den Menschen einen Raum zu geben, wo sie ihre Gedanken austauschen und frei diskutieren konnten, wo sie Missstände beim Namen nannten und begannen sich einzumischen.

Die Kirche war voll – so berichtete Pfr. Elliger später – und die Begeisterung groß. Alles, was des Bürgers Herz beschwerte, kam zur Sprache – von freien Wahlen, Rede- Presse- und Reisefreiheit bis zu den Stasi-Häusern in Kleinmachnow, vom Zwang in die FDJ bis zur Chancengleichheit in Schule und Betrieb, von der Beseitigung des Führungsanspruchs der SED bis zur Neudefinition des „Sozialismus“, von der Freilassung Republikflüchtiger bis zur Nutzung der Hakeburg und des Seebergs durch die SED. Hoffnung wuchs und der Wille zur Mitarbeit in Bürgerbewegungen ebenfalls. Weitere Bürgerforen folgten sonntags zunächst noch unter dem Dach der Kirche, und später in den kommunalen Räumen der Kammerspiele.

In seiner Laudatio würdigte Gemeindekirchenrat Dr. Gerhard Casperson den streitbaren Geist Pfarrer Elligers, der sich über die staatlichen Beschränkungen kirchlicher Arbeit auf rein kultische Inhalte immer wieder hinwegsetzte. Seminare mit theologischen Themen wurden höchst politisch, erinnerte sich Casperson, wenn es um ungelöste Alltagsprobleme ging, wie Einsatz für Frieden in einer Welt der Konfrontation, Begleitung von Wehrdienstverweigerern und Bausoldaten. Schwerter zu Pflugscharen waren sichtbares Zeichen des Friedenswillen. Referate zu Umweltproblemen waren staatsfeindlich, denn in der DDR gab es diese offiziell gar nicht. Trotz massiver Einsprüche und Drohungen staatlicher Stellen wurden Lesungen von Systemkritikern wie Stefan Heym 1983, DeBruyn 1984, Stefan Hermlin 1985 durchgeführt.

„Es ist Ihnen, Pfarrer Elliger zu verdanken, dass Sie trotz ständiger Mahnung und Bedrohung, den Mut hatten, konsequent die Botschaft der christlichen Freiheit zu verkünden. Auch hat es Sie nicht abgeschreckt, dass Ihre Predigten durch Spitzel überwacht wurden“, so Casperson. Er dankte dem nun Geehrten auch für seinen Einsatz am Runden Tisch der Gemeinde mit dem er dazu beigetrug, dass hier ein friedlicher Übergang in eine demokratisch gewählte Gemeindevertretung ablief.

Der von Lydia Hurtienne gestaltete Eintrag im Goldenen Buch