Aktionsgruppe Stolpersteine
Mit einer Eintragung in das Goldene Buch wurde am 8. Mai, dem Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, in Kleinmachnow die Aktionsgruppe Stolpersteine geehrt. Die Gruppe hat im Straßenbild der Gemeinde bisher 22 Stolpersteine in den Boden eingelassen. Mit den kleinen Messingplatten wird an Menschen erinnert, die ihren letzten freiwilligen Wohnsitz in Kleinmachnow hatten, ehe sie unter der Naziherrschaft Opfer von Vertreibung, Emigration und Deportation wurden.
Der Aktionsgruppe, die sich unter dem Dach der Evangelischen Auferstehungs-Kirchengemeinde zusammengefunden hat, gehören Martin Bindemann, Geraldin Fritzsche, Monika Hagen, Jutta Elsholz, Marion Krajewski, Elisabeth Murzynik-Marquardt, Bettina Dragunsky, Benedikt Baier, Clara Tonne und Cordula Persch an. Zwei der Geehrten konnten aus Termingründen nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Sie werden ihre Unterschrift auf der von dem Künstler Rainer Ehrt gestalteten Seite im Goldenen Buch nachtragen.
Seit 2005 recherchierte die Gruppe in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein historische Zeugnisse und machte die Ergebnisse im Rahmen des von dem Kölner Künstler Gunter Demnig initiierten bundesweiten Stolperstein-Projekts für das kollektive Gedächtnis verfügbar. Auf den Tafeln sind der Name, das Geburtsdatum und, soweit bekannt, der Todestag der einstigen Anwohner eingraviert. Der erste Stolperstein in Kleinmachnow wurde 2008 in den Boden eingelassen. Mit der Stele „Für den Mut und das Überleben“ auf dem Margarete-Sommer-Platz werden seit 2014 zudem die „stillen Helden“ gewürdigt, die Verfolgten Schutz und Hilfe geboten hatten. Die jetzige Eintragung ins Goldene Buch ist die zweite, mit der eine ganze Gruppe von Kleinmachnowern geehrt wurde. 2011 trugen sich der Pfarrer Dieter Langhein und sein Team in das Buch ein. Sie hatten Hilfstransporte nach Rumänien organisiert. Die Gruppe kam ebenfalls aus der Auferstehungs-Kirchengemeinde.
Bürgermeister Michael Grubert sagte bei der Ehrung der Aktionsgruppe, es sei traurig, dass noch heute, 2018, jüdische Einrichtungen besonders gesichert werden müssten. Es dürfe nicht sein, dass in der Zeit von Rechtsstaat und Demokratie Juden oder andere Bevölkerungsgruppen wegen ihrer Religionszugehörigkeit Angst haben müssten wie in der Zeit des Nationalsozialismus. „Nicht nur der Staat, nein wir alle müssen dagegen einschreiten“, forderte Grubert vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl antisemitischer Angriffe. Jedem müsse klargemacht werden, dass Judenfeindlichkeit unerträglich sei, egal ob sie von Deutschen oder Zuwanderern ausgehe.
Diakon Martin Bindemann, der Kopf der Aktionsgruppe, erinnerte in seiner Dankesrede daran, dass die ersten Gespräche mit Kleinmachnowern zu dem Vorhaben, „oft ernüchternd“ gewesen seien. „Da mussten wir manchmal schlucken.“ Nachdem der erste Stein gesetzt war, sei die Initiative aber mehr und mehr positiv aufgenommen worden, sagte Bindemann. Unterstützung kam zum Beispiel von der Kleinmachnower Jazzband. Bei einer Spendenaktion spielten die Musiker immer erst weiter, wenn wieder fünf Euro dazugekommen waren. Aber das Spendensammeln stand bei der Aktionsgruppe nie im Vordergrund. „Es ging darum, Überzeugungen auszulösen“, sagte Bindemann. 2019 soll ein weiterer Stolperstein verlegt werden.
Text: Stefan Laude