Wildschweinforum Kleinmachnow: Einblicke und Diskussion zur Wildschweinproblematik
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte die Moderatorin der Veranstaltung, Frau Schlesinger, in kurzen einführenden Worten die Mit-Initiatoren und stellte die Podiumsteilnehmenden vor: Bürgermeister Grubert, der Beigeordnete des Landkreises Potsdam-Mittelmark Dr. Löwer, Fachbereichsleiterin Recht, Sicherheit, Ordnung, Frau Leißner, die Jagdpächter Herr Ziggel und Herr van Look sowie die drei für das Bürgermeister/-innen-Amt kandidierenden Frau Pichl, Herr Krause und Herr Schmidt.
Die Herausforderungen vor Ort
Der Bürgermeister eröffnete das Forum mit einem kurzen Grußwort und einem Rückblick auf die Entwicklung der Wildschweinproblematik in Kleinmachnow. Er betonte die Herausforderung, eine Balance zwischen naturnahem Wohnen und dem Schutz der Bürgerinnen und Bürger zu finden. Er wies darauf hin, dass es keine einfache oder schnelle Lösung gebe, sondern ein langfristiges Wildschweinmanagement erforderlich sei, das ein ausgewogenes Miteinander von Mensch und Tier ermögliche. Dem schloss sich der Vertreter des Landkreises, Dr. Löwer, in seinem Statement an. Er erläuterte kurz die rechtlichen Rahmenbedingungen für Jagdmaßnahmen in befriedeten Bezirken und hob Verbesserungen wie die Vereinfachung von Antragsverfahren und die Zusammenarbeit mit den benachbarten Jagdgenossenschaften und Berliner Forsten hervor, die darauf abzielen, den Populationsdruck der Wildschweine nachhaltig zu senken.
Im Anschluss präsentierte Frau Schlesinger die vielfältigen Herausforderungen, die durch die zunehmende Wildschweinpopulation entstehen: Neben sichtbaren Wühlschäden auf öffentlichen und privaten Flächen berichtete sie von Sicherheitsrisiken im Straßenverkehr und einem zunehmenden Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung. Sie stellte Maßnahmen vor, die von Bürgerinnen und Bürgern sowie der Gemeinde bereits umgesetzt wurden. Darunter das Einzäunen von besonders betroffenen privaten Grundstücken und gemeindeeigenen Flächen, das Vergrämen der Tiere sowie das gezielte Offenhalten von Lichtungen, um die Versteckmöglichkeiten für Wildschweine zu verringern. Darüber hinaus erläuterte sie die wichtige Arbeit ihrer vieler Bürgerinnen und Bürger, die sich beispielsweise in der Facebook-Gruppe „Wildschweine in Kleinmachnow“ zusammentun. Die Mitglieder der Gruppe sammeln systematisch Daten zu Wildschweinsichtungen, werten diese statistisch aus und stellen sie den Jagdpächtern zur Verfügung, um zeit- und ortsgenauere Jagdhandlungen zu ermöglichen. Dank dieser Zusammenarbeit lässt sich feststellen, dass der verstärkte Jagddruck – insbesondere seit Beginn der Jagdsaison im September – schon zu einer erkennbaren Veränderung hinsichtlich Anzahl und Verhalten der Wildschweine geführt hat.
Frau Leißner, Fachbereichsleiterin für Recht, Sicherheit und Ordnung, ging in ihrem Kurzvortrag detailliert auf die Möglichkeiten und Grenzen des Verwaltungshandelns ein. Sie machte deutlich, dass Jagdmaßnahmen auf Privatgrundstücken rechtlich nur unter strengen Auflagen möglich sind und die Gemeinde keine Weisungsbefugnis gegenüber den Jagdpächtern hat. Dennoch wurde durch die Neuvergabe der Jagdpacht sichergestellt, dass die Vorgaben unter anderem für die Jagdstrecke im Pachtvertrag erhöht und erfolgreich umgesetzt wurden.
Die Jagdpächter Herr Ziggel und Herr van Look berichteten von ihrer Arbeit und den Fortschritten, die seit der Neuorganisation des Reviers erzielt wurden. So wurde die Zahl der Ansitzmöglichkeiten im Ort deutlich erhöht und die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Bürgerschaft intensiviert. Zudem führen die Jäger zahlreiche Gespräche mit Anwohnern und leisten wertvolle Aufklärungsarbeit. Die Jagdpächter baten um Verständnis dafür, dass sie der kontinuierlichen E-Mail-Flut von Bürgern zum Thema Wildschweine nur bedingt nachkommen können. Wichtiger sei es für sie, vor Ort praktisch ihrem Auftrag nachzugehen. Sie appellierten an die Anwohner, die Wildschweinsichtungen und -meldungen fortzuführen. Um Wildschweine aus Wohngebieten und dem eigenen Garten fernzuhalten, sei es andererseits dringend geboten, Fütterungen zu unterlassen bzw. Futterstellen abzuräumen und das eigene Grundstück durch geschlossene Zäune und Tore zu sichern.
Diskussion und Perspektiven im Umgang mit den Wildschweinen
Die anschließende Podiumsdiskussion bot Raum für die vielfältigen Anliegen und Fragen der Teilnehmenden, die hier nur in Ausschnitten wiedergegeben werden können:
Ein wichtiges Thema war die Einzäunung von verwilderten, unbebauten Grundstücken. Die Eltern jüngerer Kinder wünschen die Sicherung von Spielplätzen durch Zäune. Hierzu wurde erläutert, dass die Gemeinde weder rechtlich noch finanziell in der Lage ist, private Grundstücke einzuzäunen. Die Einzäunung von gemeindeeigenen (Wald-)Grundstücken wurde geprüft und, wo möglich, bereits umgesetzt. Hinsichtlich der Einzäunung von Spielplätzen äußerten sich die dazu befragten drei Bürgermeisterkandidaten jedoch kritisch. Sie sprachen sich dafür aus, die Situation im Ort künftig so zu verbessern, dass Maßnahmen dieser Art nicht erforderlich sind.
Ein wiederkehrender Diskussionsgegenstand war die Frage nach dem Einsatz von Fallen. Sowohl die Jagdpächter als auch Herr Dr. Löwer wiesen darauf hin, dass die Fallenjagd für Wildschweine zwar zulässig, aber auch mit vielen Risiken verbunden ist und viele Gegner hat. Nicht zulässig ist auf absehbare Zeit der Einsatz von Antibabypillen. Neben möglichen negativen Auswirkungen auf die Wildschweine stellt sich hierbei das Problem, dass das Fleisch der Tiere aufgrund der hohen Hormonbelastung nicht mehr verwertbar wäre. Aus dem Publikum wurde zudem die Frage aufgeworfen, warum es in Deutschland, anders als in anderen Ländern, keine positive Rückmeldung zur Bogenjagd gibt. Herr Dr. Löwer erklärte, dass auch diese Jagdmethode aktuell rechtlich nicht erlaubt sei. Mittelfristig sei es daher sinnvoller, das bestehende Konzept der Jäger konsequent umzusetzen.
Ein weiterer Wunsch aus dem Publikum richtete sich an die Entsorgungsunternehmen, mit der Bitte um verbesserte, wildtiersichere Mülltonnen oder angepasste Abfuhrzeiten. Denn wer an den Müllabholungstagen durch Kleinmachnow spaziert, bemerkt immer wieder durch Wildschweine umgeworfene Mülltonnen und verstreuten Abfall auf den Straßen. Die scherzhafte Vermutung, dass die Tiere den Abfuhrkalender der Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark (APM) besser kennen als man selbst, sorgte für einige Heiterkeit – vermutlich, weil viele Kleinmachnowerinnen und Kleinmachnower diesen Gedanken schon einmal selbst hatten. Der Beigeordnete des Landrates, Herr Dr. Löwer, versprach, die Thematik aufzugreifen, da sowohl die APM als auch die Remondis zum Landkreis gehörende Unternehmen sind.
Ausblick
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Ankündigung der Kreisvolkshochschule, vertreten durch die Leiterin Frau Schmalfuß. Sie informierte, dass am 21.02. an der KVHS ein Vortrag zum Thema Jagd und am 07.03. ein weiterer Vortrag zum Thema Jagd und Klimaschutz stattfinden wird und lud herzlich zur Teilnahme ein.
Frau Schlesinger beendete die Veranstaltung gegen 21:30 Uhr mit einem herzlichen Dank an alle Beteiligten für die fachlich versierten Ausführungen sowie für die konstruktive Diskussion aus dem Publikum. Es sei deutlich geworden, dass ein langfristiges Wildschweinmanagement sinnvoll wäre, mittelfristig die Wildschweinsichtungen sowie zielgerichteten Jagdtätigkeiten fortgeführt werden sollten.
Das Thema Wildschweine wird die Bürgerinnen und Bürger auch weiter beschäftigen, daher ist angedacht, dass es eine Folgeveranstaltung gibt, um weitere Fortschritte zu präsentieren und neue Lösungsansätze zu diskutieren.