Erste Analysedaten zum Zustand des Gemeindewaldes liegen vor
Nach der erfolgreichen ersten Phase des Projekts „Zukunftsfähiger Gemeindewald“ im Jahr 2022 hat die Gemeinde Kleinmachnow das Center for Econics and Ecosystem Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde für eine zweite Projektphase beauftragt. Nun geht es an die Auswertung dieser Daten und die Erarbeitung aus Handlungsempfehlungen, die sich daraus ergeben. Die Datenerhebung wird zudem weitergeführt.
In einem Zwischenbericht wurden die ersten Projektschritte, vom offiziellen Start am 1. Oktober 2023 bis zum 31. August 2024, erfasst. Erste Ergebnisse zeigen, dass bei dem Baum-Jungaufwuchs eine höhere Artenvielfalt vorherrscht, als in den älteren Baumstadien. Als Ursache dafür wird neben der Klimaveränderung, auch die große Wildschweinpopulation im Gemeindegebiet vermutet. Zudem wurden Daten zur Vegetationsdichte und Oberflächentemperatur aus Satellitenbildern ausgewertet. Diese unterstreichen die Bedeutung des Bannwaldes für die Abmilderung von Temperaturextremen im Gemeindegebiet.
Bilder aus der Datenerhebung im Bannwald Oktober bis November 2023. Von links nach rechts: Wildschweinschäden an einer Buche (Malbaum), eine Bodenprobe, liegendes Totholz auf einem Transekt, von Bürgern im Wald zurückgelassenes Futter
Zustand der gemeindlichen Waldflächen Kleinmachnow – Analyse der im Herbst 2023 erhobenen Daten:
Baumartenvielfalt:
Eine große Vielfalt an Baumarten lässt auf eine dynamische und gesunde Waldentwicklung schließen. Dies ist von großer ökologischer Bedeutung und zeugt von einer stabilen Grundlage für die vom Wald erbrachten Ökosystemleistungen.
Erkenntnisse:
- in den frühen Stadien der Verjüngung und in jungen Beständen ist eine recht große Vielfalt an Baumarten vorhanden, was auf dynamische und gesunde Waldentwicklung hindeutet
- Spitzahorn dominiert insgesamt jedoch bei Naturverjüngung
- wichtige heimische Waldbaumarten, wie junge Stieleichen und Rotbuchen, fehlen häufig; höchstwahrscheinlich ist hoher Wildschweindruck Ursache
- im Stangenholzstadium und im voll entwickelten Baumholzstadium ist die Artenvielfalt und die Zahl der Individuen deutlich geringer, weil Jungaufwuchs seit vielen Jahren nicht nachkommt
- ausgewachsene Bäume leiden besonders unter klimatischen Veränderungen und Wassermangel, können sich nicht mehr so gut anpassen
Abgeleitete Maßnahme:
Bei der Ausbringung von Laub- und Samenmaterial (insbesondere von Eiche und Buche) an ausgewählten Standorten im November 2024 werden daher Wildschutzzäune aufgestellt.
Totholz-Vorkommen:
Das Vorhandensein von Totholz in unterschiedlichen Größen und Zersetzungsstadien ist für die Gesundheit von Waldökosystemen von großer Bedeutung.
Erkenntnisse:
Art und Menge von Totholz in den Transekten (= Untersuchungs-Abschnitte im Bannwald) ist sehr unterschiedlich ausgeprägt
- sehr unterschiedliche ökologische Bedingungen in den verschiedenen Bannwaldbereichen; zu entdecken waren auch Hinweise auf unrechtmäßige Entnahme durch Menschen
- stehendes Totholz kommt im Bannwald in zu geringer Anzahl vor und ist in zu wenigen Transekten präsent
Abgeleitete Maßnahme:
In der Waldpflege sollten künftig – sofern es nicht der Verkehrssicherheit entgegensteht – mehr tote Bäume als Habitat erhalten bleiben. Auch insgesamt ist es wünschenswert, dass mehr frisches Totholz in den Waldflächen verbleibt.
Wege:
Art und Verteilung der Waldwege geben Aufschluss darüber, wie stark ein Gebiet durch menschliche oder natürliche Einflüsse geprägt ist und liefern damit Hinweise auf die Dynamik und den Gesundheitszustand des Waldes.
Erkenntnisse:
- die meisten Wege des Bannwaldes bestehen aus offenem Boden, ohne Vegetation
- besonders breite Hauptwege sind in jedem Abschnitt vertreten
- 7 von 33 untersuchten Abschnitten des Bannwaldes bestehen zu über 50 Prozent aus Wegen
Abgeleitete Maßnahme:
Die Vielzahl an Wegen, die den Bannwald durchkreuzen sind im weiteren Projektverlauf genauer zu untersuchen.
Satellitenbildauswertung:
Die Datenbasis für die Untersuchung bilden Daten der Satelliten Landsat 8 und 9. Mit diesen Daten wurden die Oberflächentemperatur (Land Surface Temperature, LST) zur Überwachung von Trockenheit und Wärmeinseln sowie der Normalisierte Differenzierte Vegetationsindex (NDVI) zur Überwachung der Vegetationsveränderung und -dichte für das Jahr 2023 ermittelt und auf den Bannwald angewendet. Die Ergebnisse des Jahres 2023 wurden mit den bereits im ersten Projektbericht vorhandenen Werten aus dem Jahr 2022 verglichen.
Erkenntnisse zum NDVI:
- die vitalsten Flächen grenzen an andere Waldstücke an und werden mutmaßlich von diesen begünstigt
- der Rückgang der Vitalität in Teilen des Bannwaldes geht vermutlich weiterhin auf eine erhöhte Mortalität von Bäumen zurück
- generell gibt es zwischen 2022 zu 2023 einen leichten negativen Trend der Vitalität (-0.013) im Bannwald
Erkenntnisse zur Oberflächentemperatur:
- die Höchsttemperatur im Bannwald (in einem Bereich) betrug 48,6 °C, höchste Durchschnittstemperatur im Bannwald (in einem Bereich) lag bei 36,11 °C
- diese extremen Temperaturen verdeutlichen die Realität des Klimawandels
- anhand der Grafiken ist gut erkennbar, dass die Kleinmachnower Waldflächen in der Lage waren, Temperaturextreme im Gemeindegebiet abzumildern
Abgeleitete Maßnahme
Waldflächen, die laut der Satellitendaten besonders Vitalitätsverluste zeigen, genauer analysieren
Über das Gemeindewaldprojekt Kleinmachnow:
Die Gemeinde Kleinmachnow setzt das Pflege- und Entwicklungskonzept zum Schutz des Bannwaldes aus 2008 in Kooperation mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) fort. Durch moderne wissenschaftliche Methoden zur Analyse des aktuellen Zustands sollen gezielte Maßnahmen entwickelt werden, um die Waldflächen langfristig zu schützen. Ein wichtiger Schwerpunkt des Projekts ist die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Nutzung des Bannwaldes. Hierfür sind Bürgerbeteiligungs-Workshops geplant, die das Wissen über den Wald vermitteln und das Bewusstsein für seinen Schutz stärken sollen.